Pumpen, Proteine, Propaganda: Wie manche Gymbros in die rechte Ecke flexen
Liegt Rechtspopulismus im Trend? Laut Statistiken gewinnen weltweit rechte Parteien immer mehr Anhänger*innen.[1] Linke und Parteien der Mitte gestehen ein, dass sie die junge Bevölkerung nicht immer erreicht haben. Warum? Auf Social-Media-Plattformen sind rechte Parteien stark vertreten, manchmal verdeckt, als „Pipeline“ miteinander verbunden oder ganz offen, mit klar erkennbarer Ideologie.
Was genau ist die Pipeline und wie funktioniert sie?
„Pipeline“ bedeutet Rohrleitung. Rohrleitungen werden genutzt zum Transport von Erdöl oder auch Erdgas. In unserem Fall reden wir jedoch von Verknüpfungen, bzw. Netzwerken und dem Transport von Themen. Die per Pipeline übertragenen Themen enthalten Botschaften, welche die Nutzer*innen in ihrer Meinungsbildung mitunter beeinflussen.
Bösewicht, Algorithmus?
Algorithmen und sogenannte Pipelines arbeiten perfekt zusammen. Sobald der Algorithmus erkennt, welche Themen uns interessieren, schlägt er immer mehr Inhalte vor, die in diese Richtung gehen. Influencer*innen mit versteckten ideologischen Botschaften nutzen dies gezielt aus. Gleichzeitig werden Themen, die nicht in dieses Weltbild passen, ausgeblendet – so entsteht eine „Echokammer“. In dieser isolierten Umgebung wird ein einseitiges Weltbild verstärkt, was die Radikalisierung befördert.
Vom „Gymbro“ zum Verschwörungstheorie Nutzer
Es zeigt sich, dass bestimmte Communities besonders anfällig für rechte Strömungen sind. Ein Beispiel hierfür ist u.a. die Fitness-Community. Das heißt natürlich nicht, dass die Mehrheit der an Fitness interessierten Personen empfänglich ist für rechte Botschaften. Influencer*innen im Fitness-Bereich treten jedoch als Türöffner für problematische Weltbilder auf, indem sie zunächst harmlos erscheinende Inhalte mit unterschwelligen politischen Botschaften verbinden. Als Beispiel gelten z.B. der männliche Körper und die damit verbundenen Idealvorstellungen[2]. Traditionelle Vorstellungen von Männerrollen und damit auch oft verbundene Themen wie alternative Ansätze in Medizin und Ernährung sind oft Teil der „Pipeline“. Sobald ein Nutzer in dieses System gelangt, wird er mit weiteren Inhalten konfrontiert, die bestimmte Botschaften und Werte vermitteln.
Junge Männer sind mehr rechts als Frauen
Statistisch zeigt sich, dass vor allem junge Männer anfällig für rechte Ideologien sind[1]. Doch wie verknüpft sich dies mit den Interessen an allgemeinen Themen, wie zum Beispiel Fitness? Dies lässt sich so erklären, dass oft junge Männer nach Zugehörigkeit suchen und dies besonders in Fitnessbereich Anschluss finden und damit in Kontakt zu rechten Themen geraten könnten. Andere Meinungen werden in diesen Kontexten oft als „schwach“ interpretiert, wodurch man sich ganz klar gegenpositionieren will, da man eben nicht als schwach gesehen werden möchte.
Fallbeispiel: Joe Rogan als rechter Pipeline-Aktionär
Joe Rogan ist einer der bekanntesten Podcaster weltweit, er ist ein Beispiel dafür, wie Themen der Männlichkeit und Selbstoptimierung durch zum Beispiel Sport/Ernährung aufgegriffen und als Meinung in den öffentlichen Raum transportiert werden. Rogan selbst vertritt anfangs nicht offen rechte Positionen, doch seine Plattform gibt Raum für Gäste, die Desinformationen verbreiten oder bestimmte ideologische Agenden verfolgen. Der Algorithmus verstärkt diese Inhalte, da sie oft polarisieren und hohe Klickzahlen generieren. Konkret: Am 26. Oktober 2024 platzierte Rogan auf YouTube ein Interview mit dem angehenden amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Dies geschah während des Wahlkampfs und generierte bis 51 Millionen Views. Die demokratische Kandidatin (Kamala Harris) wurde nicht eingeladen.
Schaut man genau hin, wird einem klar, wie komplex und vernetzt diese Trendbewegungen sind. Aber die Frage bleibt: was tun als Prävention gegen diese – durch digitale Pipelines – vernetzten Bewegungen?Prävention beginnt mit mehr Medienkompetenz, um manipulative Algorithmen zu durchschauen, und mit der Verantwortung der Plattformen, radikalisierende Inhalte stärker zu kontrollieren und ggf. auch einzugrenzen. Doch auch die Gesellschaft muss klare Zeichen gegen Polarisierung und Hass setzen und inklusive Visionen fördern, durch attraktive und an der Lebenswelt der Menschen orientierte Inhalte.
[1] https://www.bpb.de/themen/parteien/rechtspopulismus/240093/die-radikale-rechte-im-europaeischen-vergleich/
[2] Als Ideal gilt beispielsweise die sogenannte „soldatische Männlichkeit“. Soldatische Männlichkeit beschreibt ein Ideal, das Stärke, Disziplin, Opferbereitschaft und die Auflösung individueller Identität zugunsten eines größeren Kollektivs betont. Dieses Konzept wurde im Faschismus propagiert, etwa durch die Inszenierung von Männerbünden, die Militarisierung des Alltags und die Verherrlichung von Gewalt. Es diente als Reaktion auf Emanzipationsbewegungen und demokratische Veränderungen, um patriarchale Strukturen zu festigen. https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/197049/die-konstruktion-soldatischer-maennlichkeit-im-faschistischen-weltbild/
Text und Bild: Ann-Kristin Mirbach, BGG21