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YOGTZE- Ein mysteriöser Unfall? Oder doch Mord? 

Der Tatort:  

Es ist der 26. April 1984 und der Lkw-Fahrer Volker M. macht einen grausamen Fund auf der A45 Richtung Dortmund. Um ungefähr drei Uhr morgens findet er einen hellblauen, sehr verbeulten blauen Pkw mit geöffneten Türen auf dem Seitenstreifen vor. Schockiert sieht er plötzlich einen männlichen Schatten ums Auto herumhuschen und im Wald verschwinden. Die Gestalt wirkt gruselig und blutig. Volker M. vermutet, dass es sich um ein Unfallopfer handelt, und nähert sich der Stelle. Als er bei der Stelle ankommt, findet er jedoch einen verstörenden Anblick vor: Ein dunkelhaariger junger Mann sitzt komplett nackt und schmutzig auf der Beifahrerseite. Bei näherer Betrachtung fällt Volker M. auf, dass sein rechter Arm fehlt. Die Kleidung des Mannes ist fein säuberlich hinter dem Beifahrersitz verstaut und der Zündschlüssel auf der Hutablage abgelegt. Was den Anblick noch surrealer und seltsamer macht: Der Mann zuckt zusammen, wimmert und sagt zu Volker M.: „Es waren 4.“ 

Das Opfer, das sich am Ende als der 34-jährige Lebensmitteltechniker Günter Stoll herausstellte, erlag im Krankenhaus seinen Verletzungen. Die Frau von Herrn Stoll berichtete im Nachhinein der Polizei, dass Günter Stoll schon Wochen vor seinem Tod Angst vor Leuten gehabt hätte, die ihm etwas antun wollten, und dass er immer paranoider wurde. Ein paar Stunden vor dem Fund des Autos schrieb er auf einen Zettel die Buchstaben: „YOG’TZE“ (manchmal auch „YO6TZE“ oder „YOGTZE“). 

Was diese Buchstabenkombination bedeuten soll, bleibt bis heute unklar. Merkwürdig an dem Fund von Günter Stoll ist der Fakt, dass seine Verletzungen nicht zu dem Unfall passten. Deswegen vermuteten auch viele Experten, dass er schwer verletzt in den Wagen gelegt worden sei. Dies bedeutet, dass diese Verletzungen vor dem Unfall erst hätten geschehen müssen. 

Es gab viele Theorien zum Fall Günter Stoll. Zwei davon sind diese: 

Theorie 1: 

Die erste Theorie besagt, dass der Verstorbene an einer schweren psychischen Episode und Paranoia litt (z.B. paranoide Angst), weswegen er sich diese Verfolger und Codes nur vorstellte. Zu dieser Theorie spricht die Buchstabenanordnung „YOGTZE“, ebenso bestärkt dies sein Verhalten vor seinem Tod (das Nacktfahren, sein Fluchtverhalten); all dies würde für einen psychischen Ausnahmezustand sprechen. Jedoch wird diese Theorie widerlegt durch seine starken Verletzungen, die vor dem Unfall geschahen. 

Theorie 2: 
Die Theorie „Unfall nach Fremdeinwirkung“ besagt, dass andere Beteiligte helfen wollten und die Verletzungen somit zuvor durch einen Unfall oder Sturz entstanden sind. Das würde bedeuten, dass ihn im Nachhinein Personen fanden und auszogen – eventuell, um auf Wunden hin zu prüfen. Daraufhin hätten sie ihn in sein Auto gesetzt, um ihn ins Krankenhaus zu bringen. Auf dem Weg zum Krankenhaus könnte dann ein zweiter Unfall passiert sein. Dies würde erklären, warum die Zeugen „hilfsbereite Männer“ sahen. Jedoch besteht die Frage, warum sich niemand freiwillig bei der Polizei meldete, und warum Stoll nackt aufgefunden war. Der Rechtsmedizin zufolge wurde er bewusstlos entkleidet. 

Nach 40 Jahren Ermittlungen kam die Polizei zu folgendem Ergebnis: 

Günter Stoll erlitt seine Verletzungen vor dem Unfall durch Einwirkung Dritter oder durch einen schweren Sturz. Der Unfall wurde nicht absichtlich herbeigeführt. Sein Auto sei somit auch durch einen normalen Fahrfehler oder Kontrollverlust im Graben gelandet. Die Polizei bestätigte ebenso, dass es Personen am Unfallort gab – deren Identität jedoch unbekannt sei. Die Polizei wertet sie jedoch nicht zwingend als Täter, sondern möglicherweise als zufällige Ersthelfer. Dies kann jedoch nur spekuliert werden. Letztendlich wurde dieser Fall nicht als Mordfall eingestuft, sondern als ungeklärtes Ereignis mit Fremdeinwirkung. Der Schriftzug „YOGTZE“ gilt ebenso als ungeklärt. 

Nina Paoletta 

https://jasonrobertsonline.com/yogtze-the-strange-death-of-gunther-stoll

Bilder: Nina Paoletta

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