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Glück um jeden Preis? – Wie die Jagd nach Glück unsere Gesundheit beeinflusst 

Wir leben in einer Zeit, in der Glück fast schon als Pflicht gilt. Überall sollen wir strahlen, funktionieren und möglichst „positiv“ wirken. Doch was passiert, wenn wir dieses Ideal nicht erreichen? Wenn wir uns gezwungen fühlen, glücklich auszusehen – selbst dann, wenn wir es gar nicht sind? Mehr und mehr zeigt sich: Die permanente Jagd nach Glück erzeugt Druck. Und dieser Druck kann am Ende genau das Gegenteil bewirken – er macht uns unruhig, erschöpft und lässt unseren Körper langfristig darunter leiden. 

Deshalb lohnt es sich, einmal kritischer hinzusehen: Nicht darauf, wie glücklich wir nach außen wirken, sondern darauf, was dieser Druck mit uns macht. 

Der gesellschaftliche Druck, glücklich zu sein 

Wenn man sich heute so umsieht, hat man manchmal das Gefühl, Glück wäre ein Wettbewerb. Als gäbe es feste Regeln, an die sich jeder halten müsse: Zeig dich glücklich! Egal wie´s dir wirklich geht. Sei gut gelaunt, motiviert und genau da, wo du immer sein wolltest!  Je mehr wir diese Bilder im Alltag oder auf Social Media vorgesetzt bekommen, desto stärker wird das Gefühl, selbst so funktionieren zu müssen.  

Doch genau darin steckt das Problem: Wenn Glück zu etwas wird, das vorgezeigt werden muss, dann fängt man an, sich zu vergleichen. Plötzlich scheint jeder andere glücklicher, erfolgreicher und erfüllter zu sein. Und während man versucht mitzuhalten, wächst der Druck im Unterbewusstsein – langsam, aber stetig. 

Dieses dauernde „Ich sollte…“  

Ich sollte mehr leisten. Ich sollte besser sein. Ich sollte positiv denken. Ich sollte dankbarer sein. Ich sollte glücklicher sein.  

Aber dieser ständige Anspruch, perfekt und glücklich zu wirken, macht etwas mit uns. Nicht sichtbar, aber spürbar: innere Unruhe, dieses dumpfe Ziehen im Bauch, dieses Gefühl, ständig irgendwie hinterherzuhängen. Und irgendwann merkt man, dass dieser Anspruch wenig mit Glück zu tun hat – sondern eher mit Überforderung. 

Negative Gefühle sind normal und wichtig! 

Manchmal haben wir einfach Tage, an denen wir nicht gut drauf sind. Und das bedeutet nicht gleich, dass etwas mit uns „falsch“ ist. Negative Gefühle gehören genauso zu uns wie die Guten – auch, wenn man das manchmal vergisst.  

Problematisch wird es, wenn wir alles versuchen zu unterdrücken. Viele von uns kennen das: lächeln, funktionieren, weitermachen. Aber genau das kostet Kraft, der Körper reagiert mit Stress, Anspannung und folglich Erschöpfung, auch wenn wir so tun, als wäre alles okay. 

Forschende fanden heraus, dass Menschen, die ihre Gefühle häufig unterdrücken, stärker an körperlichem und psychischem Stress leiden.

Nur „echtes“ Glück macht auch gesund 

Und gerade da wird´s spannend: Wenn wir negative Gefühle nicht mehr unterdrücken müssen, entsteht Raum für das Gegenteil: echte Momente von Glück und Wohlbefinden. Und dieses echte Glück ist mehr als nur ein schönes Gefühl. Es wirkt sich auf den Körper aus. 

Menschen, die sich insgesamt wohler fühlen, haben laut Meta-Analyse aus dem Jahr 2023 im Schnitt ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sogar eine höhere Lebenserwartung. 

Auch das Immunsystem profitiert: Langzeitstudien zeigen, dass positives Wohlbefinden mit besserer Abwehrkraft und einer schnelleren Erholung verbunden sein kann.

Und am Ende zeigt sich: Wir müssen nicht immer glücklich sein – und schon gar nicht so tun. Negative Gefühle gehören dazu, müssen raus und zeigen uns, was uns wichtig ist. Echte Zufriedenheit entsteht nicht durch Perfektionismus, sondern durch Ehrlichkeit mit uns selbst. 

Gleichzeitig lohnt es sich, kleinen Momenten echten Glücks Raum zu geben: Sie entlasten unseren Körper, beruhigen unseren Kopf und helfen uns auf Dauer, gesund zu bleiben. Nicht, weil Glück Pflicht ist – sondern, weil es leichter wird, wenn wir aufhören, ihm hinterherzurennen. 

Du musst nicht jeden Tag strahlen.  

Manchmal reicht es echt zu sein – und das ist oft der Anfang von allem, was gut werden kann. 

Marlen Horstkamp 

Quellen:

Emotion suppression and acute physiological responses to stress in healthy populations: a quantitative review of experimental and correlational investigations – PMC

The effects of acute psychological stress on circulating and stimulated inflammatory markers: A systematic review and meta-analysis – PMC

Bilder:

https://pixabay.com/de/photos/frau-gesicht-sommersprossen-lächeln-1867431

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