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Der Reiz des Bösen

Ich mag es, über Chaos nachzudenken, als wäre es ein Mix aus Gefühlen und vergangenen sowie gegenwärtigen Ereignissen.

Das Leben im Allgemeinen gleicht einem Chaos und wir fühlen uns von diesen Empfindungen angezogen, weil sie nicht leicht zu kontrollieren sind. Auch deswegen fasziniert mich das Böse im Menschen. Mich interessieren Fragen, wie “Warum handeln Menschen böse?”, “Gibt es Menschen, die böse geboren wurden?”, “Was muss ein Mensch erlebt haben, um böse zu werden?”. Wissenschaftlich ist es erwiesen, dass sowohl biologische als auch soziale Faktoren eine Rolle spielen.

Verbrechen sind Ereignisse, die aus der Unruhe im Leben der Menschen entstehen. Mein Wunsch ist es, diese Unruhe besser zu verstehen, mehr über diese Verbrechen und ihre Ursachen zu erfahren. Deshalb interessiere ich mich für “True Crime”. Zu tatsächlichen Verbrechen gibt es etliche Dokumentationen, Serien, Podcasts und Bücher. Den berühmten Serienmörder Jeffrey Dahmer kennen vermutlich die meisten, aber auch in Duisburg haben wir einen spektakulären “True Crime”-Fall, nämlich den sogenannten “Menschenfresser von Duisburg”, Joachim Kroll. Eine Dokumentation über ihn würde ich “A certain hunger” nennen.

Joachim Kroll wurde nämlich bekannt für eine besonders makabre Diät. Das Geheimrezept aus seiner Küche in Duisburg wurde 1976 entlarvt. Neben den Grundzutaten wie Gemüse, Gewürzen, Öl und Wasser war es ihm ein Vergnügen, seine Proteine aus menschlichem Fleisch zu erhalten. Diese Diät begann 1955, als er 22 Jahre alt war. Innerhalb der nächsten 26 Jahre tötete er eine Vielzahl von Frauen und Mädchen und manche verspeiste er. Die genaue Anzahl seiner Opfer ist nicht bekannt. Unterschiedliche Quellen nennen Zahlen von acht bis zu 30 Frauen und Mädchen. 

Er beschrieb der Polizei seinen Hunger als Kribbeln, das mit allem, was möglich ist, verschwinden muss. Seine Verhaftung erfolgte sofort zwei Tage nach seinem letzten Opfer, einem 4-jährigen Nachbarmädchen. Seine Taten flogen auf, als es wegen der Verstopfung der Rohre notwendig wurde, Reparaturen durchzuführen. Die Handwerker stießen dabei auf menschliche Überreste.

Joachim Kroll wurde für den Rest seines Lebens verurteilt, starb aber schließlich im Alter von 58 Jahren an einem Herzinfarkt in der JVA Rheinbach.

Aber wie genau wurde Joachim Kroll böse?

Ich fand heraus, dass der Serienmörder das sechste von neun Kindern war, kaum zur Schule ging und als schwächliches Kind galt. Er hatte große soziale Probleme, weil auch sein Vater und seine Geschwister ihn nicht ernst nahmen. Schon als Kind quälte und tötete er Tiere, was typisch ist für das Profil von Serienmördern, und als seine Mutter als einzige Bezugsperson starb, verlor er schließlich komplett den Halt. 

Als Teenager wusste Kroll nicht, wie er sich Mädchen und Frauen annähern konnte, daher tat er es mit Gewalt. Laut dem damaligen Ermittler Bernd Jägers wollte er aber nicht nur seine Sexualität ausleben, sondern auch seine Opfer sterben sehen. 

Nachdem ich mich mit der Kindheit und Jugend von Joachim Kroll auseinandergesetzt habe, vermute ich, dass die Art und Weise, wie man mit ihm in der Familie umging, den Grundstein gelegt haben könnte für sein gewalttätiges Verhalten.

https://www.focus.de/panorama/welt/bernd-jaegers-im-focus-online-interview-duisburger-kannibale-toetete-frauen-und-kinder-er-wollte-seine-opfer-sterben-sehen_id_13350216.html

Text und Bild: Maria Liciu, BGG21

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