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Adult Animation

Animationsfilme waren ursprünglich an ein erwachsenes Publikum gerichtet. Es waren Kurzfilme, die in den Kinos vor dem Hauptfilm gezeigt wurden. Dies fand stets abends statt, was in die Schlafenszeit der Kinder fiel. Dadurch war der Kontakt mit Animation den Erwachsenen vorbehalten.

Mit Walt Disney’s 1937 veröffentlichten Film Snow White and the Seven Dwarfs wollte man in diesem Rahmen das erste Mal Kinder als Zielgruppe gewinnen. Dieses Schema setzte sich bei Disney fort, was bereits recht bald zu parodistischen Seitenhieben seitens anderer Animationsstudios führte.

Die Looney Tunes und die Cartoons der Zeichentrick-Legende Tex Avery spielten in den 40er-Jahren mit den Grenzen dessen, was von der Filmzensur erlaubt wurde. Eine Vielzahl von Kurzfilmen verwendete sexuelle Anspielungen und sie wurden temporeicher als vom Konkurrenten Disney inszeniert. Die Charaktere wurden lauter und frecher, wobei sie den anderen Protagonist*innen Streiche spielten und sich ihnen gegenüber respektlos verhielten.

Im Zuge des zweiten Weltkrieges wurden für die jungen Soldaten der US Army animierte Lehrfilme produziert. Eine zentrale Figur war hierbei der tollpatschige Soldat Snafu, der lieber hinter Frauen als dem Feind her war.

Mit der Einführung des Fernsehens Ende der 40er-Jahre und durch seine goldene Zeit in den 50ern und 60ern geriet die Zielgruppe der rein Erwachsenen vermehrt aus dem Fokus. Animation stand von nun an für Familienunterhaltung und fand sich in Werbespots und in Fernsehserien wie The Flintstones wieder.

Im Jahr 1972 sollte jedoch ein Film die Sicht auf die Möglichkeiten der Animation grundlegend verändern. Fritz the Cat kam in die Kinos – der erste Animationsfilm, der mit der Alterskategorie X eingestuft wurde, einer Freigabe für Erwachsene. Mit dieser Adaption eines Underground Comic schaffte Regisseur Ralph Bakshi einen Film, der als Urvater des erwachsenen Animationsfilms gilt. Er sprach auf provokative Weise Themen wie Rassenkonflikte, sexuelle Freiheit und gesellschaftliche Gegenbewegungen an. Er ebnete den Weg für weitere Künstler im Animationsbusiness, wobei verschiedene Themen und Interessen abdeckt wurden.

In den Filmen des belgischen Regisseurs Picha wurden pornografische Inhalte in Form von fantasievollen Geschichten verarbeitet. Der britische Film Watership Down (1978) wiederum handelt von einer Kaninchengruppe auf der Flucht vor Unterdrückung und Angst und thematisiert sie Suche nach einem Leben in Freiheit.

Adult Animated Television

Adult Animated Television – oder auch Adult Cartoons – sind, wie der Name verrät, animierte Serien, die sich an Erwachsene richten und nicht für Kinder geeignet sind, da sie voll sind von schwarzem Humor, vulgärer Sprache und „Erwachsenen-Problemen“. Sie zielen auf philosophische, politische und soziale Probleme ab. Manche Serien sind für ihre Komplexität, das Storytelling (Erzählweise), die Animationsweise und/oder ihren Art-Style bekannt. Es gibt verschiedene Serien mit unterschiedlichen Arten von Storytelling, aber die Genres sind in den meisten Fällen Sitcom und Comedy.

Adult Cartoons werden in verschiedene Kategorie aufgeteilt:

  • Children’s animation (Animation für Kinder)
  • Youth adult animation (Animation für Jugendliche und junge Erwachsene)
  • Adult animation (Animation für Erwachsene)

Moderne Cartoons

Mit Beginn der 90er Jahre fing die Entwicklung unserer heutigen „Adult Cartoons“ an. Den Grundstein dafür legten die Simpsons mit ihren satirischen Charakteren: die genervte und überforderte Hausfrau, der schlechte Vater und Ehemann, ein chaotischer Haushalt mit mehreren Kindern, von denen eines das „schwarze Schaf der Familie“ ist, und so weiter. Beispiele dafür sind Family Guy und American Dad. Typisch dafür sind 22-minütige Episoden, ein schwarzhumoriges Storytelling, Slapstick-Humor, Absurdität, vulgäre Sprache und Erwachsenen-Witze.

Mit der Serie Rick und Morty wird zwar die typische Sitcom Dynamik auch erfüllt, aber sie sticht auch mit ihrer Absurdität heraus: Rick Sanchez, das Bilderbuch-Klischee eines verrückten Wissenschaftlers der alten Schule, schleppt seinen überaus besorgten Neffen Morty durch das Multiversum und erlebt mit ihm intergalaktische Abenteuer. Die Serie zeichnet sich wegen ihres unnachahmlichen Storytellings und ihrer surrealen alternativen Universen aus. Dazu ruft die Serie auch Emotionen hervor, die nicht nur aufs Lachen abzielen.

Die von 2014 bis 2020 produzierte Netflix-Serie Bojack Horseman zielte noch mehr und stärker auf Emotionen und Charakterentwicklung ab. Zwar war sie auch auf Lacher angelegt, aber die Serie sprach auch ernstere Themen wie Depression, Sucht, Rollenbilder und das Leben im Film- und Entertaining-Business an. Bojack Horseman war zwar immer etwas absurd, alleine schon, weil manche Charaktere als halb Mensch, halb Tier dargestellt wurden – der Protagonist selbst hatte einen Pferdekopf – die Serie stellte aber immer noch den Alltag und ernste Probleme der Charaktere dar und entwickelte während der Zeit einen gewissen düsteren Ton. 

Text und Bild: Charline Wolsbeck (BGG21) und Simon Cilleßen (BGG31)

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