Zwischen den Seiten entsteht die Seele
Lesen ist nicht langweilig – du liest vielleicht nur das Falsche!
Du hast bestimmt irgendwann mal eine Person gesehen, die ein Buch in ihren Händen hält. Eine Frage kam dir sicher dazu in den Sinn: Was ist daran interessant, Wörter zu lesen?
Lass mich dir sagen, dass du viel verpasst hast. Lesen ist sehr spannend. Durch Lesen taucht man in viele verschiedene Länder und Orte ein, in echte und fantastische.
Man erlebt alle Gefühle: Liebe, Angst, Spannung, Spaß und viele andere. Wir dürfen nicht vergessen, wie das Lesen uns verändert und welche Vorteile es hat. Lesen fördert die geistige Entwicklung und versorgt den Geist mit Informationen.
Man kann aus vielen Büchern sehr große Mengen an Informationen erhalten. Ein Beispiel ist „The Da Vinci code“ von Dan Brown. In diesem Roman bekommt man auf eine angenehme und unterhaltsame Weise sehr wertvolle Informationen über Religionen und Symbole sowie Geschichte und Politik – da wird dir garantiert nicht langweilig.
Filme und Serien vs. Bücher

Natürlich schaust du gerne Serien und Filme, weißt du, dass fast 70 Prozent aller Geschichten in Filmen und Serien aus Büchern stammen? Ich glaube, so kannst du dir gut vorstellen, wie interessant die Geschichten aus den Büchern sind.
Du fragst dich bestimmt: „Aber wie kann ich Spaß an Worten haben? In den Filmen kann ich immerhin alles sehen und hören.“
Für eine Studie von Dr. Sebastian P. Suggate haben über 200 junge Erwachsene Texte gelesen oder Filme geschaut. Danach sollten sie sich Dinge vorstellen, die sie nicht direkt gesehen oder gelesen hatten.
Das Ergebnis: Die Lesenden konnten schneller und genauer Bilder im Kopf erzeugen als diejenigen, die Filme geschaut hatten.
Der Grund ist, dass beim Lesen das Gehirn selbst Bilder „bauen“ muss. Dabei benutzt es mehrere Sinne – Sehen, Hören, Fühlen. Beim Fernsehen bekommt man die Bilder schon fertig, das Gehirn arbeitet weniger.
Kleine Verzögerungen im Test summieren sich über die Zeit: Wer viel Bildschirmzeit hat, trainiert die Vorstellungskraft weniger.
Und weißt du was? Lesen trainiert deine Kreativität, Fantasie und dein Einfühlungsvermögen viel mehr als Filme oder Videos. Probier’s einfach mal aus!
Jetzt sehe ich, dass du langsam Interesse an Lesen bekommst. Lass mich dir helfen – aber davor möchte ich dir von berühmten Menschen erzählen, die das Lesen dazu inspiriert hat, Kunst zu machen und die Welt zu ändern.
Leser*innen, die die Welt veränderten

Vincent van Gogh liebte Bücher. Schon als junger Mann las er sehr viele Romane, Sachbücher, sogar religiöse Texte. Bücher waren für ihn mehr als Unterhaltung: Sie halfen ihm, die Welt zu verstehen und seine Gefühle zu ordnen.
In seinen Briefen an seinen Bruder Theo schrieb Van Gogh oft über Bücher, die ihn inspirierten. Die Geschichten zeigten ihm, wie Menschen leben und leiden. Diese Themen tauchen auch in seinen Werken auf.
Lesen war für ihn ein Zufluchtsort in schweren Zeiten. Wenn er sich einsam oder traurig fühlte, konnte er in Büchern Trost finden. Gleichzeitig half es ihm, seine Vorstellungskraft zu trainieren. Er stellte sich Szenen, Menschen und Landschaften im Kopf vor, bevor er sie malte.
Kurz gesagt: Ohne Bücher wäre Van Goghs Kunst wahrscheinlich ganz anders gewesen. Lesen formte seine emotionale Tiefe, Kreativität und Sicht auf die Welt.
Malala Yousafzai ist eine junge Aktivistin aus Pakistan. Schon als Kind liebte sie das Lesen und besuchte heimlich die Schule, obwohl Mädchen in Pakistan oft nicht zur Schule gehen durften.
Bücher halfen ihr, die Welt zu verstehen und für ihre Rechte zu kämpfen. Sie sagt selbst, dass Bücher ihr Mut und Wissen gegeben haben, um für Bildung und Gleichberechtigung einzustehen.
Lesen war für Malala mehr als Lernen; es war eine Möglichkeit, ihre Stimme zu finden und andere zu inspirieren. Heute ist sie ein Symbol dafür, dass Bildung und Bücher Leben verändern können.
Wie fange ich an zu lesen?
Achhh, du stellst viele Fragen, aber warte! Ich werde auf alle antworten!
Wie fängst du an? Überlege kurz, welche Serien und Filme du gerne schaust!
Hast du? Dann gehe auf TikTok und suche unter „Booktok“. Auf Instagram suche unter „Bookstagram“. Da wirst du viele Leser*innen finden, die Reviews bzw. Bewertungen machen und Bücher empfehlen.
Booktok ist eine große Gemeinschaft, die es in allen Sprachen gibt. Sie ist offen und nützlich und überzeugt auch viele Menschen verschiedenen Alters zu lesen, weil die Videos schön gemacht sind und alles thematisieren: Vor- und Nachteile des Buches, ein Fazit und eine ehrliche Meinung.
So fängst du am besten an:
- Suche zuerst kleine Bücher von 100-250 Seiten.
- Versuche jeden Tag mindestens fünf Seiten zu lesen, bevor du schlafen gehst.
- Finde ein Lese-Partner, der dich motiviert.
Herzlichen Glückwunsch! Du wurdest von einem Lesefluch getroffen, der dich dein Leben lang begleiten wird – aber es ist ein wunderschöner Fluch.
Lesen als Therapie für die Seele

Wusstest du, dass Lesen auch beruhigend wirken kann? Eine Studie der University of Sussex Mindlab International zeigt, dass schon sechs Minuten des Lesens am Tag Stress reduzieren können. Wenn du in einer Geschichte versinkst, vergisst du für einen Moment deine Sorgen, dein Herzschlag wird ruhiger und dein Kopf wird klarer. Bücher können wie ein sicherer Ort sein, zu dem du immer zurückkehren kannst, besonders in schwierigen Zeiten.
Stell dir vor, du fühlst dich nicht wohl und brauchst eine Veränderung oder möchtest etwas Neues ausprobieren. Also, du öffnest ein Buch, du tauchst in eine neue Welt, du vergisst dein Leben und, nein, warte! Das ist aber doch nicht gut!! Bücher sollten nicht nur eine Flucht aus der Realität sein! Sonst habe ich keine Lösung für meine schlechte Laune.
Natürlich! Lass mich aber bis zum Ende sprechen!
Bücher sind nicht nur eine Flucht aus deiner Realität, sondern sie könnten dir helfen, dein Leben zu akzeptieren. Aber wie?
1. Du wirst verschiedene Leben leben, nicht alle sind besser als deins. Da wirst du merken, dass dein Leben besser ist als viel andere.
2. Viele Bücher regen die Idee an, unser Leben zu akzeptieren, z.B „The Midnight Library“ von Matt Haig. Die Hauptfigur Nora versucht, ihr Leben zu beenden, aber dann findet sie einen Weg, in anderen möglichen Welten leben zu können. In einer dieser Lebenswelten hat sie ihren Freund geheiratet, in einer anderen hat sie ihren Traum verwirklicht, in wieder einer anderen lebt ihr Vater noch usw. Am Ende merkt sie nach alle diese Erfahrungen, dass ihr echtes Leben das beste Leben von allen ist.
3. Viele Bücher fallen in die Kategorie Psychologie und menschliche Entwicklung und können dir helfen, dich selbst, dein Leben und den Umgang damit zu verstehen. Es muss jedoch beachtet werden, dass diese Bücher in gefährlichen Fällen keinen Ersatz für einen Psychiater oder Psychologen darstellen.
Ich möchte erreichen, dass die Bücher dir viel bringen.
Im Rahmen einer Umfrage, die ich auf meinem Bookstagram Account „Read_with_israa“ durchgeführt habe, fragte ich meine Leser*innen, warum sie lesen. Die Antworten waren ehrlich, gefühlvoll und sehr inspirierend:

- „Ich liebe Bücher, nicht weil ich das Leben meide, sondern weil ein einziges Leben mir nicht reicht.“ (Mahmoud)
- „Ich lese, um zu leben, um die beste Version von mir selbst zu sein, um Ort und Zeit zu vergessen und durch die Seiten meines Buches zu reisen.“ (Hanin)
- „Man kann im Leben nichts wirklich lernen, ohne zu lesen.“ (Massara)
- „Ich lese, um meinen Horizont zu erweitern, mein Wissen zu vergrößern und meine Kultur aufzubauen.“ (Muhammed)
- „Lesen ist Wissen und Entwicklung – es schafft eine tiefere und stärkere Version von mir selbst.“ (Walaa)
- „Wenn Essen den Körper nährt und der Glaube die Seele, dann nährt das Lesen den Verstand.“ (Abdelrahman)
- „Lesen nährt unseren Geist, bereichert unsere Seele und lässt uns der Realität entfliehen, um neue Gedanken und Erfahrungen zu entdecken.“ (Bachir)
Diese Aussagen zeigen deutlich: Lesen ist kein veraltetes Hobby, sondern eine bewusste Entscheidung für Wachstum, Tiefe und innere Stärke.
Und jetzt bist du dran…
Vielleicht hältst du dieses Handy gerade noch in der Hand. Vielleicht scrollst du noch ein bisschen. Oder vielleicht entscheidest du dich anders – für ein Buch, für eine Geschichte, für dich.
Fünf Seiten. Nur fünf. Und vielleicht beginnt genau dort eine neue Welt.
Israa Edlbi
Fotos: privat
Bild: Israa Edlbi
