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Duisburg ist echt … rassistisch?

Frage: Wer seid ihr?

Sofia: Wir sind eine neu gegründete Initiative von Jugendlichen aus Duisburg, die sich zusammengeschlossen haben, um etwas gegen den wachsenden Rassismus in der Gesellschaft zu machen. Der Name unserer Initiative ist Jugend gegen Rassismus.

F: Wer ist hier so aktiv?

Sofia: Bei uns sind Jugendliche aus verschiedenen Ländern aktiv, einige sind hier in Deutschland geboren mit einem Migrationshintergrund, andere kommen direkt aus anderen Ländern, um hier zu arbeiten, zu studieren oder weil ihre Familien geflüchtet sind. Wir sind eine vielfältige Gruppe, in der vor allem auch Frauen und LGBTI+ Personen einen Platz und eine Stimme finden.

F: Warum habt ihr euch zusammengeschlossen?

Sofia: Rassismus ist kein neues Problem. Menschen wurden bereits in der Vergangenheit durch rassistische Polizeigewalt ermordet, wie George Floyd [2020 in den USA ermordet, Anm. d. Redaktion] oder Oury Jalloh hier hin Deutschland [2005 in seiner Zelle verbrannt, Anm. d. Redaktion]. Aber auch faschistische Attentate, wie das in Hanau 2020, bei dem neun junge Migrant:innen ermordet wurden, haben uns politisiert. In letzter Zeit begegnen wir Rassismus immer häufiger, ob auf der Straße, in den Schulen, im Internet von fremden Leuten oder in der Bahn bei Ticketkontrollen. Wir sehen auch, dass die Politik die Forderungen der antirassistischen Bewegung fast gar nicht aufgreift, stattdessen werden Abschiebepläne groß umgesetzt, die die Situation von Migrant*innen krass verschlechtert. Gerade wenn man sich anschaut, wie die rechte Partei AfD in den Umfragen abräumt, wird’s einem richtig gruselig. Viele Jugendliche haben dann das Gefühl, dass es nichts mehr bringt, aktiv zu werden. Aber wir wollen den Jugendlichen in Duisburg eine neue Perspektive geben; dieses Thema bewegt uns am allermeisten, denn wir glauben, dass eine Gesellschaft, in der alle frei sind und miteinander leben können, möglich ist.

F: Wie wollt ihr das schaffen?

Sofia: In Duisburg gibt es wenige Räume für Jugendliche, die kostenlos sind und häufig werden Migrant*innen an Plätzen vom Ordnungsamt oder der Polizei weg geschickt. Die einzige Möglichkeit ist es dann, sich zu Hause zurückzuziehen, aber dann ist man komplett abgeschottet von seiner Außenwelt. Sicher ist so ein Zuhause in Duisburg leider auch nicht, es gibt vermehrt Zwangsräumungen, die migrantische Wohnviertel betreffen. Das heißt, wir wollen erstmal vor allem ein Raum sein, wo man sich treffen und austauschen kann; wir haben zum Beispiel verschiedene Kulturabende veranstaltet. Die Erfahrungen, die wir sammeln, sind wichtig. Diese wollen wir politisch machen. Wir treffen uns einmal die Woche, um Ideen zu besprechen und Aktionen zu planen, wie regelmäßige Infostände auf der Straße. Aber auch Bildung zu schaffen, finden wir wichtig, weil wir verstehen müssen, woher Rassismus kommt und wie man dagegen vorgehen kann.

F: Wo kann man euch finden, wenn man interessiert ist oder mitmachen möchte?

Sofia: Wir treffen uns in einem Vereinshaus in Meiderich, in der Weißenburgerstraße 8a, das von außen sehr unscheinbar aussieht, [lacht] aber habt keine falsche Scheu! Kommt gerne vorbei! Außerdem arbeiten wir daran, dass man uns online findet, um mehr Informationen über unsere Arbeiten und Angebote zu erhalten. Auf Instagram findet man uns unter @jugendgegenrassismusdu

Wir freuen uns sehr, wenn mehr Menschen vorbeikommen und mitmachen wollen!

Text und Bild: Maxim Radeta, GT41

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